Holzbrücke Hiltensweiler
Die letzte Jochbrücke (Brücke auf Pfählen im Flussbett) über die Obere Argen bei Hiltensweiler wurde bei einem Hochwasser 1789 weggerissen. Bereits ein Jahr später um 1790 veranlasste Fürstabt Beda Angehrn (1767-1796) den Bau einer neuen Brücke durch einen Baumeister des Klosters St. Gallen. Die neue Konstruktion nannte sich „Sprengwerk“ und ist ein Tragwerk im Holzbau, bei dem auf dem Träger die Last durch schräge Streben auf die Widerlager sozusagen „abgesprengt“ wird. Was damals geschaffen wurde, war höchste Kunst im Brückenbau.
Die Brücke hat 8 Rahmen, darin die Fahrbahn hängend, 80 cm Steigung bis zur Mitte, die Widerlager sind aus Stein. Weiter verfügt das Meisterwerk über 31m Spannweite, 7 m Höhe und einer Fahrbahnbreite von 4 m. Die Dachfläche, mit einem abgewalmten Satteldach, beträgt ca. 450 qm und ist mit rund 20 000 Schindeln eingedeckt. Der ideale Schutz für eine Holzbrücke...
Bis zur Fertigstellung der bayerischen Eisenbahnlinie nach Lindau im Jahre 1853 war dies die verkehrsreichste Straße Württembergs, auf welcher der bedeutende Kornhandel Bayerns und von Württemberg in die Schweiz ablief. Alle Fuhrwerke hatten hier die Obere Argen zu überqueren und es kam zu Staus.Bei dieser Ansammlung an Pferden und Fuhrwerken gab es auch für den Huf- und Wagenschmied reichlich Arbeit. Bis vor wenigen Jahren stand in der Nähe der heutigen Bushaltestelle noch die alte, etwa 300 Jahre alte Schmiede.
1831 und 1848 waren die ersten Reparaturen an der Holzbrücke fällig und 1856/57 wurde durch den Bau der neuen königlichen Staatsstraße, aus der später die B 18 und heute die L 320 wurde, die Steige am Osterberg und Kapellenhalde, trotz Hochwassergefahr, umgangen. Der Gesamtverkehr verlief weiter über die Holzbrücke, teilweise motorisiert, Omnibusfahrgäste mussten aussteigen und die Brücke per Fuß überqueren.1929 kam es zur Verlegung der Reichsstraße und zum Bau einer neuen Argenbrücke, etwa 100 m flussabwärts. 1930 wurde die Gemeinde Schomburg Eigentümerin der alten Holzbrücke, die 1937 unter Denkmalschutz gestellt wird.
Kurz vor Kriegsende, im April 1945, wurde von einem Wehrmachtssoldat versucht, die beiden Brücken zu sprengen. Durch gutes Zureden, etwas zu essen, Zivilkleidung und ein Fahrrad von Herrn Max Bernhard, die Brücken waren gerettet.
1966 erfolgte die totale Sperrung für alle Fahrzeuge und mit anschließenden, umfangreichen Reparaturen. Die Gemeinde Schomburg beantragt die Übernahmen des Bauwerks durch den damaligen Landkreis Wangen, was im Jahre 1967 dann auch erfolgte. 1973 kommt die Brücke als kostbares, aber auch kostspieliges Erbstück an den neuen Landkreis Ravensburg, der die Brücke
1988 grundlegend renovieren ließ. 2014 erfolgte die letzte Sanierung, wobei das Dach neu eingedeckt wurde mit Schindeln aus der Alaska-Zeder.
D. Horn